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Resilienztraining-Stressbewältigung

Resilienztraining

Was ist Resilienz?

In der Personalentwicklung wird mit Resilienz die individuelle Fähigkeit beschrieben, mit Belastungen umgehen zu können. Die zunehmende Verdichtung der täglichen Arbeit und der wachsende Druck führen dazu, dass Resilienz immer wichtiger wird. Karen Reivich und Andrew Shatté haben in einer Untersuchung (The Resilience Factor) 7 Faktoren identifiziert, die mit höherer Resilienz gekoppelt sind:

  • Fähigkeit, die eigenen Emotionen zu beeinflussen
  • Impulskontrolle
  • Fähigkeit zu klarer Ursachen-Analyse
  • Glaube an Selbstwirksamkeit
  • Empathie-Vermögen
  • Realistischer Optimismus
  • zuversichtlich auf ein Ziel zugehen (reaching out)

Ein ausgewogenes Verhältnis dieser Persönlichkeitsmerkmale führt dazu, dass Menschen gut mit Belastungen umgehen können. Sie zeigen dann Verhaltensweisen, die oft als die 7 Säulen der Resilienz bezeichnet werden: sie akzeptieren beispielsweise die belastende Situation, gehen nicht in die Opferrolle, sondern übernehmen Verantwortung und sind Lösungs-orientiert.

Doch ändert das Wissen über diese entscheidenden Faktoren etwas an der Resilienz? Nehmen wir beispielsweise die Situation, dass jemand bei der Ankündigung einer Reorganisation gleich wütend die ‚hirnlosen‘ Initiatoren dieser Idee beschimpft oder verzweifelt, weil er sich als sicherer Verlierer der möglichen Veränderung sieht. Glauben Sie, dass sich das Verhalten ändern würde, wenn derjenige weiß, dass Impulskontrolle und realistischer Optimismus wichtige Faktoren für Resilienz sind? Wohl kaum. Denn diese Reaktionen sind Ergebnis eines langen Entwicklungsprozesses, sie sind fest in der Persönlichkeit verankert und werden nicht allein durch besseres Wissen verändert.

Resilienz & Belastungsspuren

Resilienz, also unsere Fähigkeit, mit herausfordernden Situationen angemessen umzugehen, wird uns teilweise schon mit in die Wiege gelegt und zu einem erheblichen Teil im weiteren Leben geformt. Individuelle Erfahrungen formen unsere persönlichen Stress-Trigger (was löst in uns eine Stress-Reaktion aus?) – und auch unsere typische Stress-Reaktion. Unser individuelles Resilienz-Profil wie auch unser Resilienz-Niveau (wann ist die Grenze unserer Belastungsfähigkeit erreicht?) ist dabei keine unveränderbare Größe. Überlastende Erfahrungen, wenn also zu viel von einer Belastung auf uns einwirkt, oder diese Belastung sehr plötzlich oder zu schnell auftritt, haben zur Folge, dass das vegetative Nervensystem dies nicht angemessen verarbeiten kann. Das Ereignis hinterlässt Spuren in unserem Körper, es wird darin ‚eingefroren‘ und verringert unsere Resilienz – manchmal nur in Bezug auf diesen Auslöser, manchmal wird die Belastungsfähigkeit aber auch umfassend herabgesetzt.

Wie sieht das aus? Sie alle kennen die Situation, dass bestimmte Themen bei einem Menschen starke Reaktionen hervorrufen können, obwohl ein außen stehender Dritter das Thema eher belanglos oder vielleicht sogar belustigend findet. Ob die Reaktion darin besteht, dass jemand unvermittelt in den Ärger-Modus schaltet, hitzige Diskussionen vom Zaun bricht oder von lähmender Verzweiflung übermannt wird, ist individuell verschieden. Hilfreich für die Bewältigung der Situation ist es in keinem Fall.

Aber dieser Prozess ist nicht unumkehrbar. Mit gezielten Interventionen ist es möglich, den Resilienzbereich wieder zu erweitern.

Resilienztraining: Inhalte und Methoden

Resilienztraining soll die Resilienz stärken. Nach einem erfolgreichen Resilienztraining reagieren die Teilnehmer anders auf die für sie herausfordernden Situationen – und verhalten sich in der Folge so, dass sie diese Situation besser bewältigen können. Solche Verhaltensänderungen setzen voraus, dass bereits im Resilienztraining positive Erfahrungen mit der neuen Verhaltensweise gesammelt werden können und diese Erfahrung stabil verankert wird. Resilienz trainieren ist also das Ziel, und nicht nur etwa Wissen über Resilienz in einem Resilienz Seminar erwerben. Besonders hilfreiche Methoden im Resilienztraining sind systemische Tools (z. B. Reframing), Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR ©), das Zürcher Ressourcen Modell (ZRM ©) und Aikido-Elemente. Gerade letztere ermöglichen es, abstraktere Lernziele wie ‚Impulskontrolle‘ sehr gut zu veranschaulichen und ‚umzulernen‘.

Um die Resilienz zu stärken, ist es manchmal jedoch notwendig, vorab die individuellen Spuren vorausgegangener Überlastungssituationen zu transformieren und den reduzierten Resilienzbereich wieder zu erweitern. Dafür stellt Somatic Experiencing © (SE) hervorragende Instrumente zur Verfügung. Und SE ist auch sehr nützlich wenn es darum geht, sich für anstehende Belastungen ein Stück weit zu immunisieren. Das ist beispielsweise dann notwendig, wenn einer Organisation massive Belastungen bevorstehen (Personalabbau, ‚Degradierungen‘, …) oder ein Team regelmäßig mit stark belasteten Menschen arbeitet (lebensbedrohlich Erkrankte, …).

Je nach Rahmenbedingungen kann es notwendig sein, die Trainingsinhalte durch anschließendes Transfer-Resilienz-Coaching zu festigen. Da das Resilienztraining viele Coaching-Elemente beinhaltet, ist es notwendig, die TeilnehmerInnenzahl strikt zu begrenzen bzw. im Trainer-Tandem zu arbeiten.

Das Resilienztraining wird nicht nur in München, Bayern, der deutschsprachigen Schweiz, Salzburg, Tirol und Vorarlberg, sondern in ganz Deutschland angeboten.

Resilienz-Training: Kritik

Es gibt Stimmen, die Resilienz-Training vor allem als Mittel dafür sehen, dass Unternehmen den (ungesunden) Druck auf die MitarbeiterInnen aufrecht erhalten oder gar noch weiter erhöhen können. Ein Beispiel ist dieser Artikel aus der SZ. Diese Aussage halte ich für überzogen. Der Wegfall von Arbeitsphasen mit geringer mentaler Belastung, z. B. bei Routinetätigkeiten, und die damit einhergehende Arbeitsverdichtung ist Ergebnis des technologischen Fortschritts, den uns eine ganze Reihe halb-intelligenter Assistenzsysteme beschert hat. Eine zunehmend komplexe Arbeitsumgebung verstärkt diesen Effekt noch zusätzlich. Gunter Dueck beschreibt diese Entwicklung sehr anschaulich und unterhaltsam in diesem Video zum Thema „Arbeiten 4.0„.

Nach meiner Meinung ist eine – zumindest phasenweise – hohe Belastung an vielen Arbeitsplätzen unvermeidlich. Von daher muss ein verantwortungsvoll handelndes Unternehmen Resilienz-Trainings anbieten, damit die MitarbeiterInnen besser mit dieser Belastung zurecht kommen können. Damit diese Effekte wirksam werden und bleiben können, ist es ohnehin unverzichtbar, dass Unternehmen sich auch um eine Führungskultur bemühen, die tendenziell eher gesundheitsfördernd als krankmachend ist, Stichwort: transformationale Führung. Auf der anderen Seite liegt es in der Verantwortung jedes Einzelnen zu entscheiden, ob er den Belastungen gewachsen ist oder nicht. Da massiver Stress kein gutes Klima für qualitativ gute Entscheidungen ist, ist es auch aus Sicht der betroffenen MitarbeiterInnen vorteilhaft, wenn sie vorher gelernt haben, mit Belastungen besser umzugehen.